Ausstellung 13. September – 25.Oktober 2003
"Der Aufstand der ungelesenen Bücher"
PIOTR NATHAN überträgt digitalisierte Fotografie punktgenau auf einen Untergrund, hier in Öl auf Leinwand: Eine Auseinandersetzung des Malers mit digitalisierten Bildern oder der Möglichkeit der Verwendung von Punkten in der Malerei.
Auf diese Weise hat PIOTR NATHAN in den letzten Jahren mehrere grossformatige Wandzeichnungen ausgeführt, teils nur vorübergehend, mit Kohle, teils als permanente Installation mit Lackstiften direkt auf die Wand oder auf Kacheln und Aluplatten.
Fast alle Arbeiten tragen sehr poetische Titel. Eine Poesie, die sich auch in seinem souveränen Umgang mit den verschiedensten Materialien und Medien ausdrückt. Er will Übergangssituationen festmachen und mögliche Transformationen ausloten. Seine Arbeiten bilden im weitsten Sinne eine Collage, die darauf abzielt dem Flüchtigen, Vergänglichen und Disparaten einen Ort zu geben.
"Neue Romantik - Schriften zu den Leidenschaften des 20.Jahrhunderts: Der Platz für eine Lederjacke"
Bei der Suche nach Spuren von Geschichte und Geschichten im privaten, öffentlichen und halböffentlichen Raum „rettet“ NATHAN Türen aus öffentlichen Toiletten – so genannten Klappen - bevor sie durch Münztoiletten ersetzt werden. Deutlich tragen sie die Spuren ihrer Nutzung. Von NATHAN zerlegt und bearbeitet, steht sie hier als eine Art „Saloon-Tür“ im Kontext zu Zeichnungen nach Fotografien aus kommerziellen homoerotischen Magazinen. Es sind die Vorlagen zu einer Wandarbeit ("Die Weberei der Düfte", ca.5x15 m) die hunderte dieser Einzelzeichnungen als übereinandergelegte Bildfragmente zeigt. „...Auf der Bildebene ist es eine Unordnung, die männliches Rollenverhalten völlig entsichert, indem es Machogehabe, Posen, Männlichkeitsidole und Gesten der Unterwerfung frei fließen lässt.“ (Frank Wagner)
"Die Aufzeichnung einer unbekannten Komposition"
Auch die zentrale Wandarbeit der Kölner Ausstellung verbindet in der neu entwickelten Technik zeichnerische Elemente mit tiefenreliefhafter Struktur. Aus vielen vergrößerten und übereinandergelegten Einzelzeichnungen von klavierspielenden Händen, hat NATHAN das Bild in PVC-Hartschaumplatten eingraviert. Die bewegte Hand-Landschaft findet in einem eigenen Rythmus zu der grob zersägten und zusammengezimmerten Pressspantür. Die quadratische Platten lassen an gekachelte Wände denken, an eine architektonische Grundstruktur. Darüber legt sich ein dichtes Gewebe von gezeichneten Bildausschnitten, dem regelmäßigen Raster ist eine Melodie eingefräst. Auch hier arbeitet NATHAN intensiv am Arbeitsprozess und den Möglichkeiten des Materials.
Bei "Torso halb im Licht" und "Eine Mitteilung"
sind die gezeichneten Vorlagen schwerer lesbar, fast unterliegen sie einer farbigen Verschleierung.